ags/Mar25 Auch wenn heute feuchte Nebelschwaden über den bewaldeten Berggipfeln liegen, wurde Nicaragua im Feuer der Vulkane geschmiedet. Die in die Landschaft eingebrannten Striemen sind zu den heutigen fruchtbaren Tälern geworden, und die glühenden Lava-Pools haben malerische Kraterseen entstehen lassen. Der nährstoffreiche vulkanische Boden, die schwindelerregenden Höhen und die große Hitze des tropischen mittelamerikanischen Klimas schaffen ideale Bedingungen für den Kaffeeanbau. Während das Interesse der Reisenden an Nicaragua immer weiter zunimmt, versammeln sich die meisten Besucher in den Zentren der Westküste wie San Juan del Sur, Granada und León, doch weitaus weniger wagen sich in das erstklassige Kaffeeland im Norden Nicaraguas, das die Möglichkeit bietet, kleine Haciendas und sich selbst versorgende Farmen zu erkunden.

Inmitten der Berge liegt die Stadt Matagalpa im Zentrum von Nicaraguas Kaffeeland. Drei Gipfel überragen jede Straße in der abschüssigen Stadt: Arenal, Cerro Apante und Cerro Frio. Reisende, die die Stadt umgehen, verpassen die weiß getünchten Mauern der Kathedrale des Apostels San Pedro, die Kontextualisierung des Koffeinkonsums im Museo de Cafe und einen tiefen Einblick in die revolutionäre Geschichte Nicaraguas im Casa Museo Comandante Carlos Fonseca. Erklimmen Sie die umliegenden Berge zum Castillo del Cacao, um inmitten einer dem Mittelalter nachempfundenen Architektur mehr über Anbau, Ernte und Verarbeitung von Kakao zu erfahren.

Weiter im bewaldeten Landesinneren bietet die Selva Negra Ecolodge eine Reihe von Touren durch die bergige Umgebung von Matagalpa an, beginnend mit der eigenen, weitläufigen Kaffeefarm. Bei einem Rundgang durch die Anbauflächen, die Gärtnereien und das Biolabor der Lodge lernen die Besucher, wie man die perfekte Tasse Kaffee herstellt, angefangen bei der Saat. Erholung bietet, nach einer feuchten Wanderung über die fruchtbaren Hügel, eine dampfende Tasse frisch gebrühten Kaffees. Ein Drittel des Geländes ist unberührter Nebelwald, ein weiteres Drittel wird für den Anbau von Kaffeebohnen genutzt, und noch immer erklingen die Schreie der Brüllaffen aus dem Dschungel des Hochlandresorts.

Im Nordosten liegt die kleinere Stadt Estelí, die von Naturschutzgebieten umgeben ist, darunter die Nebelwälder von Miraflor und der Dschungel von Bosawás - Zentralamerikas größter geschützter Regenwald. Der Tag kann mit einem Frühstück im Café Luz beginnen, einem sozialen Unternehmen, das Gerichte mit Zutaten aus lokalen Gärten und Kaffee von kleinen Kaffeebauern aus der Umgebung serviert. Für eine Pause von der Kaffeesuche bietet sich das Miraflor-Naturreservat an, wo Besucher die Chance haben, die prächtigen und verehrten Quetzale, Langschnabeltukane und farbenfrohen Sittiche zu sehen, die das Reservat als Heimat haben. Zurück in Estelí kann man in den kleinen familiengeführten Leder- und Kunsthandwerksläden der Stadt stöbern oder bei einer Unterrichtsstunde in der TaviCusa-Fabrik lernen, wie klassische nicaraguanische Zigarren hergestellt werden.

Die ausgedehnten Wälder erstrecken sich bis in das Departement Jinotega, ein weiteres Gebiet mit feuchten Berghängen, das für den Kaffeeanbau prädestiniert ist. Die kleine, gleichnamige Stadt wird wegen der allgegenwärtigen Nebelschwaden als „Stadt des Nebels“ bezeichnet und ist zwar bei den Einheimischen für ihren Kaffeeanbau bekannt, aber bei Außenstehenden kaum bekannt.

Es empfiehlt sich ein Besuch in der Recreo Coffee & Roasterie, ein von Bäumen umgebenes Familiengut in den Bergen von Jinotega, das sich in Familienbesitz befindet. Besucher können im Farmhaus übernachten und einen ganzen Tag lang den Prozess des Anbaus, der Ernte, des Röstens und des Aufbrühens von Kaffee miterleben. Weiter geht es zum Landgut La Bastilla, gleich hinter den Grenzen des Naturreservats Datanlí - El Diablo. Hier sind seltene Orchideen entlang der Flussuferwege des Reservats zu bewundern, für Übernachtungen bietet sich die Bastilla Ecolodge an. 

Die Kaffeetour endet weiter nördlich, am Rande der nicaraguanisch-honduranischen Grenze, in Somoto. Eine weitere kleine Stadt, die in die grünen Hügel eingebettet ist, dient als Tor zum gleichnamigen malerischen Canyon. In einer von Fledermaushöhlen und abgelegenen Naturschwimmbädern geprägten Landschaft schlängelt sich der Canyon durch die aschfahle vulkanische Erde. Gelegenheit zu Wanderungen auf den riesigen schwarzen Felsen, sich auf einem Gummiring durch das Zentrum des Canyons treiben zu lassen, oder einem Ausritt durch die Umgebung. Nach dem Abenteuer sollte eine der geschäftigen Bäckereien von Somoto, wie z. B. Taller de Rosquillas Maricruz besucht werden. Hier können die beliebten und typischen Rosquillas (süße Kekse in Form von Maismehlkrapfen) mit einer Tasse guten lokalen Kaffees genossen werden.